Die Pirat_innenradioszene
Da 1991 in Östereich (als letzes Land in Europa) noch immer keine gesetzlichen Möglichkeiten für nichtstaatliche Radios geschaffen worden waren, bildeten sich im gesamten Bundesgebiet „Pirat_innenradios“.
Zu diesem Zeitpunkt war auch in Innsbruck der Pirat_innensender „Radio Radiator“ unregelmäßig zu hören. Bald schon begannen die Aktivist_innen den Versuch, ihr Recht auf freie Meinungsäußerung im Äther auf eine sinnvolle gesetzliche Basis zu stellen. Mitglieder von „Radio Radiator“ schlossen sich mit den Aktivist_innen der anderen „Pirat_innensender“ in Österreich zusammen und gründeten die „Pressure-Group Freies Radio“.
Der Verein Freies Radio Innsbruck FREIRAD
1993 suchten die Radiator Aktivist_innen – organisiert als „Verein FREIRAD“ – um eine Regionalradiolizenz für Tirol an. Als dieses Ansuchen abgelehnt – bzw. die Lizenz an einen kommerziellen Betreiber vergeben – wurde, reichte FREIRAD eine Beschwerde beim Verfassungsgerichtshof ein, der Recht gegeben wurde: Die Lizenzen und Teile des Regionalradiogesetzes wurden als verfassungswidrig aufgehoben.
1997 folgte ein zweites – repariertes – Regionalradiogesetz und eine neuerliche Ausschreibung von Radiolizenzen. FREIRAD reichte ein weiteres Ansuchen um eine Lizenz (diesmal eine Lokalradiolizenz für den Großraum Innsbruck) ein. Anders als in allen anderen Bundesländern wurden in Tirol aber wieder sämtliche Lizenzen an rein kommerzielle Radios vergeben.
Nach der Ablehnung dieses Lizenzantrages hat FREIRAD bei der Privatrundfunkbehörde dringenden Bedarf an einer zusätzlichen Lizenz in Innsbruck angemeldet. Im Frühjahr 1999 erteilte die Privatrundfunkbehörde an das zuständige Frequenzbüro den Auftrag, eine entsprechende 3. Lokalradiolizenz für Innsbruck zu koordinieren. Zusätzlich bekundete die Behörde die Absicht, diese Lizenz an ein nichtkommerzielles Projekt zu vergeben. Aus verschiedenen Gründen war das Frequenzbüro aber nicht in der Lage, diese Lizenz schnell genug zu finden, sodass FREIRAD selbst aktiv wurde und nach freien Frequenzen suchte. Im Rahmen der „Radiotage Innsbruck“ im Oktober 1999 wurde eine der gefundenen Frequenzen von FREIRAD mit einer Ereignisradiolizenz zwei Wochen lang gewissermaßen getestet.
Diese Frequenz (105,9 MHz) wurde am 20. April 2000 als weitere Lokalradiolizenz für Innsbruck in den Frequenznutzungsplan aufgenommen und gelangte am 9. Mai 2000 zur Auschreibung (Bewerbungsfrist: 8. September 2000).
Im ersten Teil des Vergabeverfahrens war noch die Privatrundfunkbehörde zuständig, kam jedoch bis zu ihrer Ablösung durch die neu geschaffene „Kommunikationsbehörde Austria (KommAustria)“ zu keiner Entscheidung. Deswegen übernahm am 1. April 2001 die KommAustria das Verfahren und führte es weiter. Am 5. September 2001 stellte die KommAustria den Bescheid aus, mit dem FREIRAD 105.9 die Lizenz zum Betrieb eines Lokalradios für 10 Jahre erteilt wurde.
FREIRAD Freies Radio Innsbruck
Das Freie Radio Innsbruck FREIRAD sendet seit 6.7.2002 ein nichtkommerzielles, werbefreies 24 Stunden Programm im Großraum Innsbruck. Seit Jänner 2003 ist das Programm auch via Live Stream im Internet zu hören und seit 2008 auch im Kabelnetz von UPC Tirol auf 88,8 MHz.
Der Sender hat sich ausgehend von einer studentisch geprägten Initiative sehr schnell zu einer ernsthaften Alternative in der Tiroler Radiolandschaft entwickelt. Das Programm bietet einem breitgestreuten Publikum vielfältige Informationen über das regionale und lokale Geschehen. Das Freie Radio Innsbruck FREIRAD ist aber auch über die Grenzen Innsbrucks und Tirols hinaus als nichtkommerzielles Community Medium und zivilgesellschaftlicher Akteur bekannt. Mehrere Freie Radios in Österreich aber auch im deutschsprachigen Raum übernehmen regelmäßig oder punktuell Sendungen, die beim Freien Radio Innsbruck FREIRAD produziert werden. Feedback auf Sendungen vom Freien Radio Innsbruck FREIRAD gibt es nicht nur aus diesem Raum sondern auch über die Grenzen Europas hinaus.
In Tirol und Österreich hat sich das Freie Radio Innsbruck FREIRAD einen ausgezeichneten Ruf als Projekt- und Kooperationspartner erworben. Regional ist das Freie Radio Innsbruck FREIRAD der Medienpartner für Veranstaltungen und Festivals im Kultur- und Sozialbereich.
Durch verschiedenste Projekte hat sich das Freie Radio Innsbruck FREIRAD vor allem in den Bereichen Stadtentwicklung, Migration und Zeitgeschichte einen überregionalen Ruf erworben.
Diese Entwicklung fand auch in der Förderpolitik des Landes Tirol und der Stadt Innsbruck Anerkennung. Aber auch für die verschiedensten Projektfördergeber_innen auf lokaler, regionaler und Bundesebene ist das Freie Radio Innsbruck FREIRAD ein verlässlicher Partner.
Neben den Sendungsproduktionen im Offenen Zugang widmet sich das Freie Radio Innsbruck FREIRAD auch Themen, die über den regulären Sendebetrieb hinausreichen. Mit Diskussionsveranstaltungen, Kampagnen, Workshops und Aktionen im öffentlichen Raum bringt sich der Verein Freies Radio Innsbruck FREIRAD Verein zur Förderung der Medienvielfalt und der Freiheit der Meinungsäußerung in das laufende Geschehen ein und setzt wichtige inhaltliche Impulse für die Weiterentwicklung des Mediums Radio. Die Förderung von Medien- und Meinungsvielfalt und Demokratie sowie die Stützung des Zugangs zu Freien Medien stehen dabei im Vordergrund und werden immer auch den Hörer_innen zugänglich gemacht.
Der Verein Freies Radio Innsbruck FREIRAD Verein zur Förderung der Medienvielfalt und der Freiheit der Meinungsäußerung ist zudem Mitglied der TKI Tiroler Kulturinitiativen / IG Kultur Tirol, des Verbandes der Freien Radios Österreich (VFRÖ) – in beiden ist das Freie Radio Innsbruck auch in Vorstandspositionen vertreten – sowie der IG Kultur Österreich. Außerdem entsendet das Freie Radio Innsbruck FREIRAD auch ein Mitglied in den Kulturbeirat des Landes Tirol für Kulturinitiativen.
Seit Sendestart treibt der Verein Freies Radio Innsbruck FREIRAD Verein zur Förderung der Medienvielfalt und der Freiheit der Meinungsäußerung die Professionalisierung des Sendebetriebs kontinuierlich und konsequent voran. Dies ermöglicht eine laufende Verbesserung der Rahmenbedingungen sowohl für den Bereich der Administration als auch den Sendebetrieb. Jüngstes Ergebnis dieses Prozesses war ein Ortswechsel im November 2010, der allen Tätigkeitsbereichen des Vereins Freies Radio Innsbruck FREIRAD Verein zur Förderung der Medienvielfalt und der Freiheit der Meinungsäußerung optimale Arbeitsbedingungen ermöglicht. Der neue Sitz von FREIRAD ist nicht nur funktionaler Arbeitsraum für Mitarbeiter_innen und Radiomacher_innen, sondern darüber hinaus auch Kommunikationsort, der in seiner architektonischen Gestaltung wesentliche Grundgedanken Freier Medien wie Offenen Zugang, Partizipation und Transparenz thematisiert.
Im Sommer 2013 gelang FREIRAD die Verdoppelung seiner Sendeleistung für den Raum Innsbruck durchzusetzen und im April 2014 gingen zwei neue Sendestandorte in Inzing Stieglreith 106,2 MHz und Wattens Volderberg 89,6 MHz in Betrieb. Das Versorgungsgebiet von FREIRAD ist somit auf den Raum zwischen Telfs uns Schwaz angewachsen und erreicht so gut die Hälfte der Tiroler Bevölkerung.
Die Geschichte als Film
Der Film hundertfünfkommaneun dokumentiert die über zwanzigjährige Geschichte des Freien Radio Innsbruck FREIRAD von den Anfängen als Pirat_innenradio in den späten 1980er bis heute.
Online auf unserem FREIRAD-Kanal auf YouTube zu sehen!
Mit Anna Pfeifer, Désiré Tchuenteu Poka, Evelin Stark, Geli Kugler, Gottfried Gabriel, Hans Oberlechner, Hermann Schwärzler, Hermann Stolze, Leon Strigl, Markus Fankhauser, Markus Schennach, Michi Haupt, Miriam Tiefenbrunner, Niko Hofinger, Nina Mangold, Özgür Erdogan, Ralf Heldner, Sepp Brugger, Stefan Gritsch, Sylvia Strigl, Theo Wilhelm, Thomas Lindtner, Uwe Steger, Yeti Beirer
Moderation: Rainer Egger
Regie: Daniel Dlouhy – www.danieldlouhy.com
Produktion: FREIRAD – www.freirad.at
Österreich 2011
Gefördert von Stadt Innsbruck und Land Tirol