Die Ausgangssituation
FREIRAD, das Freie Radio in Innsbruck hat seit Ende November 2001 die Lizenz zum Senden. Nach einer Vorbereitungsphase (Einrichten der Studios und Büroräumlichkeiten; Organisation eines Senders und Senderstandortes; usw. usf.) begann am 6. Juli 2002 der Sendebetrieb auf der Frequenz 105.9 MHz in Innsbruck und Umgebung.
Bis dato gibt es etwa 60 RadiomacherInnen, die Programm aus den verschiedensten Bereichen machen.
Ordnung im Chaos
FREIRAD versucht der Vielfältigkeit etwas Struktur zu geben, indem es sogenannte Sende- bzw. Programmschienen einrichtet.
Das bedeutet, dass Sendungen zu bestimmten Themenbereichen täglich zur gleichen Uhrzeit gesendet werden. Die verschiedenen Bereiche haben sich dabei unterschiedlich entwickelt. Für einige Schienen hat es großes Interesse und offensichtlich auch großes Potenzial an RadiomacherInnen mit ausreichend freien Ressourcen gegeben: Das sind im Moment zum Beispiel der Bereich Musiksendungen und fremdsprachige Sendungen.
Kultur/Kunst/Literatur
Im Bereich der Programmschiene „Kultur/Kunst/Literatur“ gibt es im Moment noch weniger Sendungen als von den FREIRAD-OrganisatorInnen erhofft.
FREIRAD würde für Kunst- und Kulturinitiativen sowie -einrichtungen Möglichkeiten und Chancen wie sonst kein anderes Radio bieten:
- Innovative zeitgenössische Kunst- und Kulturvermittlung:
FREIRAD bietet einen Offen Zugang für alle KünstlerInnen und Kulturschaffenden. D. h. diese können ihre Werke direkt einer breiten Öffentlichkeit präsentieren ohne den Umweg über „vermittelnde“ RedakteurInnen.
Oder sie können ihre Kulturarbeit auf das Radio ausdehnen. Dies ist für viele Arten der Kunst und Kultur interessant (Literatur, Musik, Kulturinitiativen, usw.).
Kulturell ausgerichtete Institutionen erhalten einen weiteren Vermittlungskanal mit allem dem Medium RADIO eigenen Möglichkeiten zur Selbstdarstellung und somit weitere Anregungen für ihre kulturelle Arbeit. - Spartenübergreifende Kulturarbeit:
FREIRAD bietet eine Plattform für alle Künste bis hin zu den neuen Medien. Ein Freies Radio ist also allein schon durch die in seinem Programm vertretenen Gruppen spartenübergreifend.
Außerdem haben die einzelnen RadiomacherInnen einen relativ intensiven Kontakt zueinander (Begegnung in den Seminaren, im (Vorproduktions)Studio oder bei von FREIRAD organisierten RadiomacherInnenversammlungen; RadiomacherInnen sind gleichzeitig auch die aktivsten ZuhörerInnen anderer Sendungen). Dadurch kommt es auch zu einem regen Austausch von Ideen und damit zu einer weiteren Verstärkung des Spartenübergreifenden. - Pluralistische Gesellschaft, Demokratie:
FREIRAD ist in seiner Grundstruktur demokratisch, interkulturell und mehrsprachig. Wir haben mehrere fremdsprachige Programmschienen.
Wir bieten allen politischen (oder auch unpolitischen) Gruppierungen, welcher Farbe auch immer, eine Möglichkeit der freien Meinungsäußerung (dezitiert ausgenommen sind Diskriminierungen aufgrund von Geschlecht oder sexueller Orientierung, Herkunft, Abstammung, Hautfarbe oder Ethnie, religiöser oder politischer Anschauung, körperlicher oder geistiger Fähigkeiten, sozialer Herkunft, Sprache oder Alter). RadiomacherInnen lernen den aktiven Umgang mit einem Medium und die ZuhörerInnen lernen, bewusst mit dem Medium umzugehen. - Sendeplatz und -zeit:
Das Ausmaß an zur Verfügung stehender Sendezeit ist im Vergleich zu anderen Radios (ausgenommen vielleicht zum Teil Ö1) riesig! FREIRAD versucht, Kulturprogramm möglichst an zentralen Sendeplätzen zu bringen. - Einfluss auf Inhalt und Art der Sendung:
Vor allem natürlich bei selbstgestalteten Sendungen haben die programmmachenden Initiativen den größtmöglichen Einfluss auf Art und Inhalt ihrer Sendungen, da es diesbezüglich von FREIRAD kaum Einschränkungen gibt. (Wenn Einschränkungen vorhanden sind ergeben sie sich nur aus dem Mediengesetz und der Ablehnung von rassistischen, sexistischen, fremden- und frauenfeindlichen Inhalten durch FREIRAD).
Sollten den Einrichtungen die Ressourcen zur Gestaltung eigener Sendungen fehlen, haben sie auch bei von FREIRAD vermittelten „ReporterInnen“ (siehe unten) noch immer wesentlich mehr direkten Einfluss als in anderen Radios.
Der Bereich „Kultur/Kunst/Literatur“ ist nach unserer Ansicht bei FREIRAD trotz der gerade genannten Vorteile für die Kulturinitiativen und -organisationen darum noch weniger gut ausgefüllt, weil es für FREIRAD notwendig wäre aktiv auf die entsprechenden Gruppen zu zu gehen, um ihnen FREIRAD und die Chancen und Möglichkeiten, die sich ihnen durch den Freien Zugang zu einem Lokalradio bieten, schmackhaft zu machen.
Außerdem gibt es aber auch Initiativen, die (zumindest Anfangs) Bedenken haben, dass ihnen die Ressourcen fehlen, regelmäßig Sendungen zu machen; oder die nur unregelmäßig Sendungen machen können bzw. wollen und lieber hätten, wenn einE „ReporterIn“ zu Veranstaltungen oder ähnlichem kommt. Hier wäre es notwendig, dass FREIRAD Unterstützung durch Vermittlung von interessierten RadiomacherInnen als „ReporterInnen“ leistet. Diese „ReporterInnen“ sollen dann im Rahmen von z. B. Werkverträgen in enger Zusammenarbeit Programm für die jeweilige Organisation oder Initiative gestalten.
Das Projekt
Im Laufe von 6 Monaten sollen
- möglichst viele Kunst- und Kulturinitiativen sowie -einrichtungen aktiv kontaktiert, aufgesucht und angesprochen werden, selbstgestaltetes Programm bei FREIRAD zu machen.
- ProgrammmacherInnen bei FREIRAD, die Zeit und Interesse haben, gefunden und/oder ausgebildet werden, um Kulturorganisationen, die nicht selbst Programm gestalten können oder wollen als „ReporterInnen“ zu unterstützen.
Das Ziel soll sein, die Programmschiene „Kultur/Kunst/Literatur“ (wöchentlich 14 Stunden) mit möglichst vielen qualitativ hochwertigen Sendungen zu füllen (mit regelmäßigen Sendereihen ebenso wie mit unregelmäßig stattfindenden Sendungen im Rahmen von Veranstaltungen [Theater, Film, Lesungen, usw. usf.], Projekten usw.).