Das Projekt „Innsbruck zu Fuß – Analoge Stadtführungen“ wird mit Menschen, die zu bestimmten Orten dieser Stadt besondere Beziehungen oder spezielles Wissen über sie haben, Innsbruck zu Fuß erkunden. Diese Gänge durch die Stadt und die dabei entstehenden Gespräche werden live im Radio übertragen. Diejenigen, die sich Innsbruck zu Fuß aneignen, erzählen, was sie sehen, was sie betrachten, was ihnen ins Auge fällt. Sie erzählen über die Straßenverläufe, die Anordnung der Häuser, die Fassaden, die Geschichte der Orte aber auch über die Belebtheit, über die PassantInnen, die sie sehen, über die Eindrücke, die sie haben. Weiters erzählen sie über ihre Gedanken und Stimmungen, was ihnen beim Schlendern einfällt, was sich ihnen aufdrängt. So soll Innsbruck anders in den Blick genommen werden, es sollen Lücken hörbar und so auch wieder wahrnehmbar werden. Das an dem man sonst vorbei hastet auf dem Weg von A nach B, soll in den Sendungen in den Mittelpunkt der Wahrnehmung rücken.
Gefördert von der Stadt Innsbruck im Rahmen der stadt_potenziale 10.
Alle Sendungen nachzuhören unter:
http://cba.media/series/1155
01 – Christoph W. Bauer & Michael Haupt
Christoph W. Bauer, Innsbrucker Autor, führt auf einer Zeitreise durch die Innenstadt und erzählt über jüdische Spuren anhand der ehemaligen Wohn- und Geschäftshäuser. Bauer hat sich in zwei seiner Bücher („Im Alphabet der Häuser“ und „Graubartboulevard“) damit auseinandergesetzt, zum Nachlesen beim Haymonverlag zu finden.
02 – FLUCHTpunkt & Michael Haupt
Die MitarbeiterInnen von FLUCHTpunkt Christian Kayed, Kathrin Kofler und Herbert Auderer führen durch ein Innsbruck, das auch von Flucht und Migration erzählt. Themen sind Schubhaft, die Versorgung von Flüchtlingen durch das Land Tirol sowie Flucht und das Leben in der Illegalität.
03 – Jussuf Windischer & Michael Haupt
Jussuf Windischer, seit langer Zeit in der Innsbrucker Sozialarbeitsszene tätig, führt uns von der Bogenmeile, die nicht nur Abendunterhaltung und Kneipen bietet, nach Wilten. Teestube, Alexihaus, Kleiderausgabestelle, die Western Union-Filiale, muslimisches Gebetshaus und Mentlvilla sind besprochene und begangene Orte.
04 – Benedikt Sauer & Markus Schennach
Die Madonna von Lucas Cranach d. Ä. in Innsbruck.
05 – Bernhard Kathan & Hardy Ess
Ein Spaziergang im Bereich der Universitätsstraße und des Rennwegs läßt über Möglichkeiten von Stadtentwicklung nachdenken. Gebäude sprechen eine je eigene Sprache, doch verwischt sich deren Semiotik im Laufe der Zeit. Während die wuchtige Architektur der Theologischen Fakultät nach wie vor die ehemals unerschütterliche Macht der Katholischen Kirche repräsentiert, führt die Treppenflucht der Sozialwissenschaftlichen Fakultät spätestens im obersten Stock in die Diffusion eines blauen Himmels. Aussagen werden nicht mehr getroffen, alles löst sich auf ins Irgendwo.
06 – Iris Kathan & Hardy Ess
Die Höttinger Gasse hinauf nach Hötting. Dieser Spaziergang führt uns in einen Stadtteil, der erst spät zu Innsbruck kam. Hötting war Rückzugsort des Bürgertums, war Bauerndorf, aber auch bis in die Dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts die größte Ansiedlung von Arbeiterinnen und Arbeitern im Großraum Innsbruck. Diese unterschiedlichen Kulturen prägten und prägen das Erscheinungsbild Höttings.
07 – Hardy Ess
Das Klärwerk. Unendliche Wässer, die sich durch die Kanalisationen der Stadt und der umgrenzenden Gemeinden in die Becken wälzen. Die Ausscheidungen einer ganzen Stadt: Fäkalien und Körpersäfte, Abwässer und Schmutz, Körpersäfte und Abfälle, Indiskretionen und Flüssigkeiten – je gefräßiger eine Stadt, umso mehr muss sie abführen. Und je mehr sie abführt, um so wichtiger ein Werk, das die Dinge wieder klärt und von einander abscheidet. Auch ein Spaziergang durch das Klärwerk ist ein Gang durch die Vergangenheit: denjenigen Teilen, denen wir uns nur wenige Stunden vorher entledigt haben, begegnen wir wieder – wenn auch in einer hochmodernen technischen Anlage.
08 – Hardy Ess
Mitte des 19. Jhd. lagen dort, wo sich heute Pradl befindet, Felder und Wiesen. Erst im Zuge der Industriealisierung, der Ansiedlung von Manufakturen, begann dieser Stadtteil zu entstehen, der schließlich erst 1904 eingemeindet wurde und zuvor zu Amras gehörte. Ein Spaziergang vom Rapoldipark bis zum K.+K. Militärfriedhof führt durch einen Teil der Stadt, der zu stagnieren, zu sterben scheint.