Ausstellungseröffnung und Vortrag:
Verwahrlosung, Eitelkeit, Arbeitsbummelei – Ordnungsvorstellungen in der westdeutschen Heimerziehung in den 1950er und 1960er Jahren.
Eine geschlechtertheoretische Perspektive auf Konstruktionen abweichenden Verhaltens
Freitag, 24.1.2014, 19.00 Uhr
Institut für Erziehungswissenschaft, Kursraum im Erdgeschoß, Liebeneggstraße 8, Innsbruck
Im Mittelpunkt des Vortrags stehen ausgewählte Ergebnisse einer interdisziplinären Aktenanalyse und Zeitzeug_innenerhebung zur Praxis der Heimerziehung am Beispiel von Heimen des Landeswohlfahrtsverbands Hessen. Sowohl für die Einweisung von Kindern und Jugendlichen als auch für den Alltag in den Einrichtungen kann nachgezeichnet werden, wie zeit- und kontextspeziische Zuschreibungen von Abweichung sich mit Konstruktionen von Geschlechterdifferenz verschränken. Zugleich stigmatisierte der unscharfe Rechtsbegriff der Verwahrlosung und die mit diesem Konstrukt verbundenen Ordnungsvorstellungen und konkreten Maßnahmen Mädchen und Jungen nicht durchgehend unterschiedlich. Der Vortrag verbindet vor diesem Hintergrund die Diskussion ausgewählter Ergebnisse mit theoretischen Perspektiven und offenen Fragen der Geschlechterforschung.
Referentin: Prof. Dr. Mechthild Bereswill (Soziologin an der Uni Kassel)
Anschließend:
Erfahrungsberichte von Andrea G. sowie Christine Jung und Heidi Färber mit einer Vorstellung des neu gegründeten Tiroler Vereins für Kinder im Heim: http://www.tiroler-heimkinder.at/
Moderation: Flavia Guerrini
Die Veranstaltung wird von FREIRAD 105.9 aufgezeichnet und am Mittwoch, dem 29.01. ab 14:00 Uhr gesendet.
Ausstellung: 24.1.2013-7.2.2014
Wanderausstellung über die Erfahrungen ehemaliger Heimkinder und MitarbeiterInnen der Heime des Landeswohlfartsverbandes Hessen
Ähnlich wie in Tirol waren Kinder und Jugendliche, die zwischen 1953 und 1973 in Heimen des Landeswohlfahrtsverband Hessen lebten, körperlicher und psychischer Gewalt ausgesetzt. Das belegen Interviews mit Betroffenen im Rahmen eines Forschungsprojekts der Universität Kassel. Ein Jahr lang hat sich eine Forschungsgruppe unter Leitung der Soziologin Prof. Dr. Mechthild Bereswill und der Juristin Prof. Dr. Theresia Höynck mit der Situation in den Kinder- und Jugendheimen des LWV beschäftigt. Gemeinsam mit der Kunsthochschule Kassel entwickelte das interdisziplinäre Team eine Ausstellung, die Forschungsergebnisse und Erfahrungen ehemaliger Heimkinder und Mitarbeiter der Einrichtungen sichtbar macht. Die Ausstellung visualisiert auf vier Projektionsflächen Zeitgeist, Alltagskultur und Ordnungsvorstellungen der 1950er, 1960er und frühen 1970er Jahre, die Architektur der Heime, die unterschiedlichen Perspektiven von Kindern, Jugendlichen, Heimpersonal und Bürokratie sowie Aktenlogik und den damaligen Sprachgebrauch.
Mehr Informationen:
http://www.uibk.ac.at/iezw/heimgeschichteforschung/veranstaltungen/veranstaltungen.html
Eine Veranstaltung der Forschungsgruppe „Regime der Fürsorge“ am Institut für Erziehungswissenschaften der Universität Innsbruck in Kooperation mit ArchFem und Initiative Minderheiten.