Ein Kunst- und Kulturprojekt der Initiative Minderheiten Tirol in Kooperation mit der Bettellobby Tirol
Die Debatte über Bettelverbote und die Kriminalisierung von Bettler_innen ist im Zuge einer gesetzlichen Neuregelung in Tirol angekommen und beginnt auf Hochtouren zu laufen.
Bevor die Denkmuster durch die ewige Wiederholung eingeprägt sind und Schlagwörter wie „Bettelmafia“ oder „organisierte Banden“ in ihrer inszenierten Bedrohlichkeit zum selbstverständlichen Argumentationsrepertoire gehören, bevor sich mittels diskursiver Macht der letzte Rest an kapitalismuskritischen Sichtweisen und an der Bereitschaft zu Solidarität verflüchtigt hat, fangen wir schon mal an zu intervenieren, bevor es zu spät ist.
Ziel des Projektes ist es, Betteln als Thema auf die Agenda kritischer künstlerischkreativer und politischer Netzwerke zu setzen.
Samstag, 5.April 2014
Part I: Symposium: Bettelverbote im Widerspruch: Debatten – Argumente – Interventionen
Die Bäckerei – Kulturbackstube, Dreiheiligenstraße 21a, Innsbruck
13:00 Uhr: Diskurse & GegenArgumente
• Armut, Öffentlichkeit und öffentliches Armutswissen (Elisabeth Kapferer)
• Von der „Verletzung kultureller Gefühle“ bis zum „Schandfleck, der ausradiert gehört“. Konstruktionen von Bettler_innen als Bedrohung in österreichischen Medien. (Stefan Benedik)
• Gegenargumente zum dominanten Diskurs (Ferdinand Koller)
• Anschließend Kurzfilm mit Diskussion: „Graz – Hauptstadt des Bettelverbots“
16:45 Uhr: Rechtliche Rahmenbedingungen & aktivistische Netzwerke
• Landesrechtliche Bettelverbote und die Rechtsprechung des Verfassungsgerichtshofes (Barbara Weichselbaum)
• Podiumsgespräch mit Aktivist_innen aus Österreich. Es diskutieren: Nora Musenbichler (Graz), Hans-Peter Graß und Desirée Summerer (Salzburg), Marion Thuswald und Ferdinand Koller (Wien), Ricarda Kössl, Elisabeth Hussl und Philipp Sperner (Innsbruck).
18:45 Uhr: Austausch & Handlungsperspektiven – Gesprächsgruppen
In parallel angebotenen Gesprächsgruppen besteht die Möglichkeit, sich zu speziellen Themenbereichen und Fragen zu informieren, miteinander ins Gespräch zu kommen und gemeinsam Handlungsperspektiven zu entwickeln:
• Gemeinsame politische Arbeit mit bettelnden Menschen?! (Marion Thuswald, Philipp Sperner)
• Macht der Medien – machtlose Interventionen? (Nora Musenbichler, Stefan Benedik)
• Herausforderungen – Persönlicher Umgang mit bettelnden Menschen (Ferdinand Koller, Elisabeth Hussl)
• Betteln & Bettelverbote als Thema der Bildungsarbeit (Desirée Summerer, Hans Peter Graß)
• Soziale Arbeit – Unterstützungsmöglichkeiten (Franz Wallentin, Ricarda Kössl, Michael Neuner)
19:30 Uhr: Abendessen
20:00 Uhr: Kunst & Intervention
• Gespräch mit der Filmemacherin Ulli Gladik (Daniel Pöhacker)
• Anschließend Filmvorführung: „Natasha“ (AT / 2008, Regie: Ulli Gladik, 84 min, Bulgarisch mit deutschen oder englischen Untertiteln)
Ausstellung in der Bäckerei
Plakatserie: „Betteln – Armut hat ein Gesicht“. Fotoporträts von in Graz Bettelnden in der Grazer Innenstadt.
Konzept: Arian Andiel, Fotografie: Arian Andiel und Paulus Jakob. Gefördert von der Steirischen Gesellschaft für Kulturpolitik (GKP).
Wichtige Information:
Aus organisatorischen Gründen ist eine Anmeldung bis Donnerstag, 3.4.2014 dringend erforderlich: im.tirol@minoritie
Sonntag, 6.April 2014, 10:00 bis 13:00
Part II: Workshop: Künstlerisch-kreative Interventionsformen
Kunschtschule, c/o Die Bäckerei – Kulturbackstube, Dreiheiligenstraße 21a, Innsbruck
Gerüstet mit Hintergrundinformationen, einem tiefgehenden Verständnis der Funktionsweisen von Diskursen und Praktiken in Bezug auf Betteln und voller Ideen und Anregungen zu künstlerisch-kreativen Auseinandersetzungsmöglichkeiten, treffen wir uns zu einem gemeinsamen Workshop. Dieser dient der kollektiven Ideensammlung für den Aktionstag am 13. Juni und soll zu Kooperationen und künstlerisch-kreativen Experimenten sowie zur Entstehung neuer Netzwerke der Zusammenarbeit beitragen. Da sich die Interventionen am Aktionstag an eine breite Öffentlichkeit richten, liegt der Schwerpunkt auf Aktionen im öffentlichen Raum (wie z.B. Straßentheater) und auf Ausdrucksformen und Medien, mit denen viele Menschen erreicht werden können (z.B. Postkarten mit künstlerisch-kreativ gestalteten Sujets zum Thema, Plakate etc.). Alle Personen, die sich beteiligen wollen, sind herzlich eingeladen.
Für die Realisierung künstlerisch-kreativer Interventionsformen und Materialkosten steht ein von allen Beteiligten gemeinsam zu verteilendes Budget in der Höhe von 3.500,– zur Verfügung.
Freitag, 13.Juni 2014
Part III: Aktionstag : Interventionen vor Ort im öffentlichen Raum
Innsbrucker Innenstadt
Mit dem im Workshop vom 6. April gemeinsam entwickelten Interventionsformen wird ein Aktionstag in der Innsbrucker Innenstadt gestaltet, der sich in konzentrierter Form künstlerisch-kreativen Auseinandersetzungen mit dem Thema Betteln widmet. Ein Teil davon soll auch in dialogischer Form stattfinden: Vertreter_innen unterschiedlicher Konfessionen werden eingeladen, um in Gesprächskreisen im öffentlichen Raum über den Tag verteilt über Grundhaltungen zu Betteln und Armut in unterschiedlichen Religionen zu diskutieren.
Detailinformationen: www.minorities.at
Gefördert durch das Land Tirol im Rahmen von TKI open 2014.
Kooperationspartner: Arbeitskreis Wissenschaft und Verantwortlichkeit (WuV), Forschungsschwerpunkt Kulturelle Begegnungen – Kulturelle Konflikte, Universität Innsbruck.