Die 14 Freien Radios begeben sich in einem gemeinsamen Themenschwerpunkt vom 26. Oktober bis 14. November 2023 auf die Suche nach der Bedeutsamkeit von Gemeinschaft.
Wir leben in einer Zeit, in der Regierungen Einsamkeits-Ministerien einrichten, weil immer mehr Menschen sozial isoliert sind und den Anschluss an die Gesellschaft, in der sie leben, verlieren.
Die Lockdowns der Covid-19 Pandemie haben dabei nur einen Trend verstärkt, der eine Folge u.a. des Abbaus sozialstaatlicher Strukturen, von neoliberalem Leistungsdruck, der Digitalisierung sozialer Beziehungen, von demografischen Entwicklungen und Urbanisierungsprozessen ist.
Rechtspopulistische Bewegungen greifen diesen Trend auf und machen Angebote für Gemeinschaft, die auf Einheit, Gleichartigkeit und dem Ausschluss der „Anderen“ beruht. „Leave no one behind“ ist dem gegenüber ein Slogan, der soziale Inklusion und Solidarität als Basis einer offenen Gesellschaft versteht.
Aber welche Verbindungen mit Anderen brauchen wir eigentlich?
Mit wem fühlen wir uns verbunden, wo möchten wir dazugehören? Und welche Funktionen kann Gemeinschaft haben?
Wie entsteht Gemeinschaft und an welchen Orten kann sich Gemeinschaft bilden?
Wie müssen unsere Städte gestaltet sein, um sozialen Anschluss zu ermöglichen? Ist die überschaubare Dorfgemeinschaft mit ihrer sozialen Kontrolle eine Lösung – oder eine Drohung?
Wie vertragen sich Gemeinschaft und Diversität? Wie kann eine Gemeinschaft der Vielen aussehen und unter welchen Bedingungen kann sie gelingen?
Community Radios sind mit diesen Fragen in ihrer tagtäglichen Arbeit beschäftigt. Schließlich besteht ihr Anspruch darin, einen gemeinsamen medialen Raum für verschiedenste gesellschaftliche Gruppen und Interessen herzustellen. Sie verstehen sich als Projekte gegen die Vereinzelung in der Vielfalt der Bubbles, als Orte, an denen gesellschaftliche Teilhabe und Auseinandersetzung konkret gelebt wird.
Wir extrahieren Töne aus der Erde und lassen uns von menschlichen und mehr-als-menschlichen Akteur*innen, die auf ganz unterschiedliche Weise für den Boden Sorge tragen, in die Materie einführen. Von Ver- und Entgiftung des Bodens, von Wurzeln und Pflanzen, von landwirtschaftlicher und künstlerischer Befassung mit dem Boden, und was das alles mit Demokratie zu tun hat.
Unter „Gesellschaft“ versteht man immer „viele“. Doch haben diese vielen (Menschen) auch etwas miteinander zu tun? Wird Gemeinschaft in der Gesellschaft noch gelebt? Wie kann Gemeinschaft in Zeiten wie diesen gelingen? Warum macht es Sinn, sich für Gemeinschaft zu engagieren, den Zusammenhalt zu suchen, sich gegenseitig zu bestärken und für eine Sache wirklich zu gehen? Welche Rolle spielen dabei Vereine und ehrenamtliche Beiträge? Der Gemeinschaft in der Gesellschaft auf der Spur – für ein gelingendes Miteinander!
Kulturarbeit funktioniert vielerorts ausschließlich durch ehrenamtliches Engagement. Aber wer koordiniert all die helfenden Hände, die schließlich als Gemeinschaft agieren? Im OKH Vöcklabruck wird Community Management aktiv vorangetrieben. Wie, was die Benefits und Stolpersteine sind, das erklärt Jolanda de Wit im Gespräch mit dem FRS.
In diesem Beitrag kommt u. a. der Liezener Patrick Passchier zu Wort, der seit einem Arbeitsunfall vor 13 Jahren auf einen Rollstuhl angewiesen ist, um von A nach B zu kommen: Er spricht über sein Leben und seine Träume und wie es ihm gelingt, Kontakte zu knüpfen und nie den Humor zu verlieren. Weiteres Thema ist die Bedeutung von Vereinen für das Gemeinschaftsgefühl über Generationen hinweg, und zwar am Beispiel der Stadtmusikkapelle Liezen. In einem BürgerInnenbeteiligungsprozess widmet sich die Marktgemeinde Bad Mitterndorf einem Generationen-Wohnprojekt, das demnächst umgesetzt wird.
Die arge region kultur ist ein österreichweit vernetzter Verein mit 14 Kultur- und Bildungsvereinen, sechs davon fungieren als Regionalstellen mit eigenen MitarbeiterInnen. Zu diesem Verein gehört auch der Verein MORA. Wir beleuchten die arge region kultur allgemein und die Beziehung der einzelnen Vereine zueinander, die Rolle des mehrsprachigen Vereines MORA innerhalb der Gemeinschaft arge region, aber auch innerhalb der Volksgruppen im Burgenland.
Schon Goethe schrieb im 19. Jahrhundert ein Gedicht über das Alter. Und zwar als etwas Negatives. Hannah Augustin, unerhört!-Redakteurin der Radiofabrik, will es genauer wissen: Hat sich das Bild heute gewandelt? Womit verbindet unsere Gesellschaft das Alter: mit Krankheit und Einsamkeit? Mit Zusammenhalt und gegenseitiger Unterstützung?
Mit dem Pilotprojekt „Generationen miteinander“ vom Verein die Ziwi – „die Zivilgesellschaft wirkt“, wird versucht, mehr Bewusstsein für das Thema Einsamkeit im Alter und den damit verbundenen sozialen, gesundheitlichen und wirtschaftlichen Folgen zu schaffen. Das Projekt startete vor rund einem Jahr in vier oberösterreichischen Gemeinden. Eine davon ist Engerwitzdorf, ungefähr 15 km östlich von Linz gelegen.
Eva Schmolmüller leitet beim Architekturforum Oberösterreich das Projekt „Wie geht, Alter?“, in dem sich mit Wohnen im Alter beschäftigt wird. Sie spricht über gemeinschaftliches und nachbarschaftliches Wohnen und wie das baulich umgesetzt werden kann. Welche neuen Ideen gibt es? Warum sind Gemeinschaftsräume in Wohnbauten nicht Standard?
In diesem Beitrag stellt Gabriele Ebmer ein Modell von gemeinschaftlichem Leben im Form eines Wohnprojektes in Hasendorf, Gemeinde Sitzenberg – Reidling in Niederösterreich vor. Vor fünf Jahren war der Neubau für mehrere moderne Wohneinheiten inklusive unterschiedlicher Gemeinschaftsräume beziehbar. Die drei engagierten Gründer*innen kommen im Beitrag zu Wort und sprechen über die vielfältigen Herausforderungen, aber auch über die großen Vorteile, in Gemeinschaft zu wohnen und zu leben.
In der heutigen Gesellschaft lösen sich die sozialen Bindungen zunehmend auf, was einen starken Einfluss auf die Lebensqualität hat. Eine der möglichen Alternativen dazu ist das Leben in einer Gemeinschaft. In Fehring leben 75 Menschen verschiedenster Hintergründe, Ausbildung und Alters seit Mai 2017 zusammen und arbeiten daran, die Gemeinschaft zu bilden, die ein sicheres und unterstützendes Ort für alle Bewohner ist. Die Gruppe heißt „Leben in Gemeinschaft Cambium“. Radio AGORA 105,5 sprach mit einen der Mitglieder Christian Loy.
Die Sendereihe „Chilli goes Freirad“ beim Freien Radio Innsbruck FREIRAD bietet jungen Stimmen aus Telfs die Möglichkeit, über Themen, die ihnen am Herzen liegen, altersspezifische Schwerpunkte und persönliche Sichtweisen zu sprechen. Für den gemeinsamen Sendeschwerpunkt der Freien Radios haben sich die Jugendlichen dem Thema Gemeinschaft angenommen und Interviews im Jugendzentrum Telfs geführt.
Wer die Mehrheitssprache nicht spricht, tut sich schwer anzukommen. In Sprachen-Cafés treffen sich Ein- und Mehrheimische und kommen ins Plaudern. Eine Sendung mit Portraits von in Vorarlberg aktiven Sprachen-Cafés.
Der Club FIT FOR LIFE im Weinviertel unterstützt eine private Grundschule in Mombasa seit 2019 bei der Finanzierung des täglichen Essens, der Miete und der Lehrergehälter. Bis zu 350 Kinder im Alter von 3 bis 15 Jahren erhalten hier an einem sicheren Ort neben der wichtigen Schulbildung auch täglich ein warmes Mittagessen. Franz Weber vom Club FIT FOR LIFE war zu Gast bei Gerhard Schneider von radioYpsilon.
Diese Sendung fokussiert sich auf das Spannungsfeld zwischen Ohnmacht und Solidarität. Ohnmacht kann ein lähmendes Gefühl sein, das Menschen isoliert und ihnen das Gefühl gibt, keine Kontrolle über ihre Umstände zu haben. In solchen Momenten kann der Zusammenhalt innerhalb einer Gemeinschaft eine Quelle der Stärke und Unterstützung sein. Es geht um die transformative Rolle, die Gemeinschaft in Krisensituationen spielen kann.
Sendezeiten
26.10. bis 14.11.2023
Mo bis Fr jeweils um 18 Uhr
Sendung verpasst? Hier kannst du alle Beiträge nachhören!
Info
Seit 2014 gibt es mindestens jährlich einen gemeinsamen Programmschwerpunkt der Freien Radios in Österreich. Die Freien Radios wollen mit diesem gemeinsamen Senden ihre inhaltliche Zusammenarbeit verstärken und präsenter machen. Produziert werden die Sendungen vom örtlichen Freien Radio, ausgestrahlt auf allen beteiligten Sendern.
Der Themenschwerpunkt vom vorletzten Jahr „Who cares? Arbeit feministisch betrachtet“ wurde für den Radiopreis der Erwachsenenbildung 2022 nominiert.
Alle vergangengen Themenschwerpunkte bis 2020 können in der Radiothek nachgehört werden. Den letztjährigen Schwerpunkt gibts hier zum Nachhören.