„Auf der Suche nach Heimat. Nostalgisch? Exklusiv? Zukunftsfähig?“ war der Titel der 11. Tiroler Integrationsenquete am 14. Oktober 2021 im Tiroler Landhaus in Innsbruck. FREIRAD hat alle Vorträge aufgenommen und strahlt sie von 07. bis 28. Dezember 2021 aus.
Heimat ist ein Begriff, der Emotionen weckt, der Zugehörigkeit und Gemeinsamkeit schafft, aber ebenso ausgrenzen und polarisieren kann. Für die einen ist Heimat ein wesentliches Element zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Andere sehen in ihr gerade das Gegenteil – eine Barriere, die die „immer schon Dagewesenen“ von jenen unterscheidet, die neu dazugekommen sind.
Gerade im Zusammenhang mit der Integration von zugewanderten Menschen in die Gesellschaft wird immer wieder der Heimatbegriff bemüht: da hört man, dass die Heimat beschützt werden muss – aber gegen wen oder was eigentlich genau? Heimat soll definieren, wer dazugehört – aber wer hat die Definitionsmacht darüber? Heimat bedeutet für viele ein klares Bekenntnis – aber wozu? Heimat wird meist als Wort gesehen, das es nur in der Einzahl gibt – aber kann es nicht mehrere Heimaten geben – für einige oder sogar für alle?
Wir werden in der 11. Tiroler Integrationsenquete nicht versuchen, eine allgemeingültige Definition dieses mit gutem Grund oft umstrittenen Begriffs zu finden. Wir wollen ihn aber aus verschiedenen Perspektiven beleuchten. Wir wollen Menschen mit unterschiedlichen fachlichen, sozialen, ethnischen Hintergründen ins Gespräch bringen und die Bedeutung von Heimat für die Integration von Zugewanderten, für die Zugehörigkeit und damit für Gegenwart und Zukunft unserer Gesellschaft herausarbeiten. Und wir wollen diskutieren, ob und wie ein offenes, zukunftsorientiertes Konzept von „Heimat“ Zugehörigkeit vermitteln und stärken kann – für alle in Tirol lebenden Menschen. (Aus der Programmbeschreibung)
Di, 7.12. 14:00 – 14:30 Uhr
Begrüßung Organisationsteam
Magdalena El Abdaoui– Haus der Begegnung der Diözese Innsbruck
Karl Berger – Tiroler Landesmuseen
Nicola Köfler– Stadt Innsbruck, MA III – Stadtplanung, Stadtentwicklung und Integration
Ines Bürgler und Martina Schweiger für Johannes Gstir– Land Tirol, Abt. Gesellschaft und Arbeit, Bereich Integration
Grußworte
Stadträtin Elisabeth Mayr
Landesrätin Gabriele Fischer
Moderation der Veranstaltung
Sabine Volgger
Di, 14.12., 14:00 – 15:00 Uhr
Der belastete, wichtige und sehr aktuelle Begriff ‚Heimat’ ist neu zu fassen und nach vorne zu denken. Im diesem verstaubt klingenden Wort sind die drängendsten Probleme unserer Tage kurzgeschlossen: Herkunft, Flucht, Bleiberecht, Solidarität und das Streben nach Zugehörigkeit, Schutz und Sicherheit auf allen Seiten. Dahinter liegen Theorien zu Inklusion, Integration und Assimilation und neuerdings wieder der politische Anspruch auf „echte“ Kultur und nationale Identität. Heimat bietet die Chance eines dynamischen kulturellen Prozesses, der aufzeigt, wie Integration denkbar und möglich wird, ohne die Sehnsucht nach Geborgenheit und Überlieferung, nach kultureller Verwurzelung aufgeben zu müssen.
Christian Schüle – freier Schriftsteller, Essayist und Publizist, seine Texte erscheinen unter anderem in DIE ZEIT, Spiegel und mare. Zu seinen Büchern zählt „Heimat. Ein Phantomschmerz“ (2017, auf der Bestsellerliste)
Sabine Volgger – Moderation
Mi, 21.12., 14:00 – 15:00 Uhr
Das Inntal ist eine Region, die seit ihrer Besiedelung von Bewegung geprägt war. Im 19. Jahrhundert sind Tirolerinnen und Tiroler zu tausenden in die USA ausgewandert. Mobilität spielt seit jeher eine Rolle in der Landschaft, die gleichzeitig als Sehnsuchtsort gilt. Die Nordkette rahmt alpine Heimatbilder. Zugehörigkeiten müssen immer wieder verhandelt werden. Dynamiken des Eingrenzens und des Ausgrenzens prägen das Zusammenleben und prägen Identitäten in der postmodernen Gegenwart, auch oder gerade vor dem Hintergrund der heimischen Alpenkulisse.
Simone Egger – Kulturwissenschaftlerin und Postdoc-Assistentin an der Alpen-AdriaUniversität Klagenfurt. Konzeption und Leitung des Museum Wattens, zahlreiche Publikationen zu den Themen Heimat, Stadt und Tracht.
Sabine Volgger – Moderation
Di, 28.12., 14:00 – 15:30 Uhr
„Der schillernde Heimatbegriff und warum er im Museum landet“
Edith Hessenberger – Leiterin der Ötztalmuseen und freischaffende Kulturwissenschaftlerin
„Brücken bauen“
Emmanuel Rukundo – Finanzdienstleister. Lebt seit mehr als 30 Jahren zwischen der ostafrikanischen Welt und der von Zentraleuropa und fühlt sich in beiden Welten zuhause.
„Heim.at versus Vaterland.“
Gordana Nadler – Ethnologin, Mitglied des Ökumenischen Arbeitskreises Tirol und der multireligiösen Plattform. Ihr Engagement und Interesse gilt der Migration, Integration, der kulturellen und religiösen Praxis serbischer Minderheiten in der Diaspora.
„Die vielen Gesichter der Heimat. Historische Wandlungen und neue Ansätze eines ‚belasteten‘ Begriffs“
Wolfgang Meixner – Assistenzprofessor für Wirtschafts- und Sozialgeschichte an der Universität Innsbruck
„Heimat ist ein Ort, an dem ich ich selbst sein darf“
Baiba Dēķena – Musikerin, Künstlerin und Produzentin der Alben „These Storms“ und „Lighter“
Sabine Volgger – Moderation
Die Integrationsenquete ist eine gemeinsame Veranstaltung von: · Land Tirol, Abt. Gesellschaft und Arbeit
· Stadt Innsbruck, MA III – Stadtplanung, Stadtentwicklung und Integration · Haus der Begegnung der Diözese
Innsbruck · Tiroler Integrationsforum · Tiroler Volkskunstmuseum
Audiodokumentation
Di, 7.12., 14 Uhr
Begrüßung und Einführung
Di, 14.12., 14 Uhr
Poesie und Politik der Heimat – Christian Schüle
Di, 21.12., 14 Uhr
Über Heimaten – Simone Egger
Di, 28.12., 14 Uhr
Impulsreferate zum Thema Heimat
Aufnahme, Bearbeitung und Moderation:
Juliana Raich & Hemma Übelhör, Freies Radio Innsbruck FREIRAD
Sendung verpasst?
Alle Vorträge gibt es nach Erstausstrahlung zum Nachhören in der Radiothek und im Cultural Broadcasting Archive.