1. Mai 1999 – Der nigerianische Staatsbürger Marcus Omofuma wird von drei österreichischen Polizisten während einer Deportation getötet. Eine Beitragsreihe erinnert an die Ereignisse vor 10 Jahren. Marcus Omofuma ist kein Einzelfall. Kein Vergeben. Kein Vergessen!
Zu hören: am 01. Mai von 11:10 bis 12:20 Uhr auf FREIRAD 105.9
Am 1. Mai 1999 startete eine Maschine der Balkan Air vom Flughafen Wien Schwechat. Ein Passagier war gegen seinen Willen an Bord. Er sollte von drei Fremdenpolizisten nach Nigeria abgeschoben werden. Doch bereits bei der Zwischenlandung in Sofia war er tot. Die Beamten hatten ihn dermaßen geknebelt und mit Klebeband und anderen Hilfsmitteln am Sitz fest gezerrt, dass er erstickte. Die Peininger von Marcus Omofuma sind ohne Konsequenzen davongekommen. Doch seine Schreie des Widerstandes gegen Abschiebungen konnten nicht erstickt werden. Marcus Omofuma kämpfte bis zuletzt um sein Leben und seine Freiheit.
Mit einer Sendereihe soll dazu beigetragen werden, dass der Tod Marcus Omofumas und die rassistische Abschiebepolitik nicht in Vergessenheit geraten.
Am 1.Mai ab 11:10 Uhr auf FREIRAD 105.9
01_ Kein Vergeben, kein Vergessen! – (7:05 min)
Vor 1o Jahren wurde Marcus Omofuma bei seiner Abschiebung aus Österreich umgebracht.
Julia Hartung und Andi, Orange 94.0
Das Kernstück des Beitrags ist ein Ausschnitt aus einem 2003 von RADIO FROSINE produzierten Beitrag, den wir aktualisiert haben.
02_ Die polizeiliche Prügelattacke auf Mike Brennan – (08:54 min)
Einer der aktuellsten Fälle rassistisch motivierter Polizeigewalt in Österreich – Die polizeiliche Prügelattacke auf den Afro-Amerikaner Mike Brennan Informationen zum Fall und Auszüge aus der von Radio Afrika TV und Afrikanet.info organisierten Pressekonferenz vom 25.März 2009 in Wien. Teilnehmer waren Mike Brennan und der in diesem Fall unabhängige Rechtsanwalt Oliver Ertel, moderiert wurde von Alexis Neuberg (Radio Afrika TV).
Zip FM Wien, Orange 94.0
03_Operation Leopold – Rassismus oder Drogen? – (05:22 min)
Informationen zur internationalen Polizeioperation Leopold, bei der in den vergangen Jahren zahlreiche Menschen überwacht, observiert und verhaftet wurden. Zip FM Wien, Orange 94.0
04_Antirassistischer Aktionstag 1.Mai 2009 in Wien (14:40 min)
Ein Zusammenschnitt aus Interviews von AktivistInnen, die ihre Gedanken zum Tod von Marcus Omofuma, institutionalsierten Rassismus und den Aktionen am 1.Mai in Wien äußern.
Zip FM Wien, Orange 94.0
05_ Sind wir wirklich alle 278a ? – Das umstrittene Gesetz aus einem antirassistischen Blickwinkel betrachtet – korrigierte Fassung (17:44 min)
Ein Interview mit einer Juristin zum Paragraphen 278a und seiner Anwendung aus einer antirassistischen Perspektive. In Österreich hat der Paragraph 278a vermehrt Aufmerksamkeit erfahren, als er zur Grundlage der Verhaftung von 10 Tierrechtsaktivist_innen wurde. Bei der darauf folgenden Solidarisierung unter dem Motto „Wir sind alle 278a“ wurde unzureichend thematisiert, dass §278 und §278a ständig zur Kriminalisierung von Migrant_innen eingesetzt werden.
Orange 94.0
06_ Marcus Omofuma ist kein Einzelfall (12:31)
Der Tod von Marcus Omofumas ist kein Einzelfall. Bei Polizeieinsätzen, im Polizeigewahrsahm und im Zuge von gewaltsam durchgeführten Abschiebungen kommt es immer wieder zu Toten. Die Behörden bemühen sich um Beschwichtigung. Sogenannte Zwischenfälle sollen vermieden werden. Doch nicht immer gelingt es, die Vorkommnisse zu verheimlichen. Von Zeit zu Zeit dringen Informationen über schwere Misshandlungen an die Öffentlichkeit. Doch diese stellen nur die Spitze eines Eisberges dar.
Gerechtfertigt wird das brutale Vorgehen der Beamten durch rassistischen Zuschreibungen. In den folgenden Minuten wird anhand einiger ausgewählter Beispiele aufgezeigt, dass bei der Umsetzung der Ausgrenzungs- und Abschottungspolitik Tote bewusst in Kauf genommen werden.
Wir stellen die Frage: Kann das Versperren der Atemwege zum Erstickungstod führen? Bei der Polizei dürfte sich diese Tatsache noch nicht herumgesprochen haben. Spätestens seit dem Erstickungstod von Semira Adamu sollte den Beamten klar sein, wohin derartige Gewaltanwenungen führen.
(Verschiedene Beipiele) Misshandlungen mit System
Angesichts der genannten Beispiele kann resümiert werden, dass rassistisch motivierte Misshandlungen im Zuge von Polizeieinsätzen auf der Tagesordnung stehen. Von „Fehlverhalten“ einzelner Beamter zu sprechen, ist eine Verharmlosung systematischer Gewalt. Es ist die Ausgrenzungs- und Abschottungspolitik der EU und ihrer Mitgliedsstaaten, die eine Durchführung von Deportationen mit entsprechender Gewalt verlangt. Den Handlanger_innen in Uniform bleibt zur Exekution dieser ein großer Spielraum, den sie bereitwillig nutzen. Mitgedacht muss dabei werden,Misshandlungen mit System dass Personen in Polizeigewahrsam über keinerlei Rechtsschutz verfügen – vor allem dann, wenn ihnen das Aufenthaltsrecht entzogen wird. Ihre Existenz auf europäischen Territorium wird mit rassistischen Argumenten in Frage gestellt.
Es ist nicht davon auszugehen, dass eine „Reform“ bei der Durchführung von Polizeirazzien oder „aufenthaltsbeendenden Maßnahmen“ zu einer grundlegenden Veränderung führen wird. Somit droht weiterhin all jenen zwangsweise Abschiebung, die nicht dem permanenten Druck nachgeben und sich weigern, das Land zu verlassen. Und dafür stellen die verantwortlichen Politiker_innen entsprechende Gesetze, eine umfangreiche Infrastruktur und scheinbar unerschöpfliche Geldmittel zur Verfügung. Denn es sind Hunderttausende, die Jahr für Jahr aus der EU entfernt werden. Gewalt, Misshandlungen und Folter sind dabei nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Zip FM Wien, Orange 94.0