kinovi[sie]on präsentiert anlässlich der Eröffnung der Sommerolympiade am 8.8.08 die unzensierte Version von LOST IN BEIJING.
Li Yus dritter Spielfilm LOST IN BEIJING wurde zwar auf der Berlinale 07 unzensiert gezeigt, lief in China vorerst in einer „entschärften“ Variante und wurde schließlich völlig verboten. Beanstandet wurde nicht nur die Darstellung von Sexualität sondern auch der pessimistische Blick auf die boomende Metropole Peking. „Es ist kein Zufall, dass das vor den Olympischen Sommerspielen passiert ist, die chinesische Regierung will, wie sie es nennt, ,saubere Luft’ haben.“, meint der Produzent und Co-Autor Fang Li, der mit einem 2-jährigen Berufsverbot belegt wurde. Regisseurin Li Yu muss um die Genehmigung ihres nächsten Drehbuchs zittern.
Fr, 8.8.2008, 19.00 Uhr
LEOKINO, Anichstrasse 36, Innsbruck
Ticketreservierung: 0512/560470
PING GUO / LOST IN BEIJING Regie: LI Yu
Ping Guo zieht mit ihrem Mann An Kun von einer Provinzstadt im Norden Chinas in die Megapolis Peking. Sie nimmt eine Arbeit als Masseuse bei Lin Dong an, dessen sozialer Aufstieg vom Zuwanderer aus der Provinz zum wohlhabenden Unternehmer Vorbild für viele ist. Auch Ping Guo und ihr Mann träumen vom großen Glück in Peking und verlieren schließlich alles, was sie hatten: das Vertrauen zueinander, ihre Würde und sich selbst. Ping Guo wird von ihrem Chef vergewaltigt, während ihr Mann zufällig die Tat mit ansieht. Als Ping Guo schwanger wird, wittert An Kun eine Chance auf Reichtum: er verkauft das Kind an Lin Dong und dessen Ehefrau.
LOST IN BEIJING zeichnet anhand einer ménage à quatre kein vorteilhaftes Bild der chinesischen Gesellschaft vor dem Hintergrund der Massenmigration von der Peripherie in die Zentren, des damit verbundenen gesellschaftlichen Wandels und des sich rasant entwickelnden ökonomischen Umbruchs in China. Die Entwurzelung und existenzielle Unbehaustheit aller vier ProtagonistInnen, ihre emotionale Überforderung in einer von Kapital bestimmten Welt, die Orientierungslosigkeit in einer sich rapide verändernden Stadtlandschaft, spiegeln sich formal durch den Einsatz der Handkamera: „Wang Yus DV Kamera, teils wacklig, teils unscharf und taumelnd, nie ruhend, zieht uns in den Sog Pekings, erklimmt schwindelerregende Höhen, fährt hinauf an gläsernen Skyscrapern, taucht ein in die Neonlichter, zeigt den Glanz und Abschaum der Metropole.“ (Katrin Knauth in: www.kino-zeit.de)
Vor allem Hauptdarstellerin Fan Bing Bing und Hongkong-Veteran Tony Leung Ka Fai brillieren in ihren Rollen: „Aus dem glücklichen Zusammenwirken von beeindruckenden Schauspielerleistungen und Formgebung entsteht ein pulsierendes Werk, berstend schier vor Gegenwärtigkeit und roher Lebensenergie.“ (Alexandra Seitz in: StadtkinoZeitung)
China 2007; Regie: LI Yu; Drehbuch: LI Yu, FANG Li; Kamera: Wang Yu; Schnitt: Zeng Jian; Musik: Yazdania Peyman; DarstellerInnen: Fan Bing Bing (Ping Guo), Tong Dawei (An Kun), Tony Leung Ka Fai (Lin Dong), Elaine Jin (Wang Mei) u.a.; (35mm; Farbe; 1:1,85; 112min; ORIGINALFASSUNG – mandarin – MIT DEUTSCHEN UNTERTITELN).