Die Hoffnung der Frauen in der arabischen Welt war groß, als die Aufstände gegen die diktatorischen Regime im Frühjahr 2011 begannen. Gemeinsam mit den Männern demonstrierten sie Seite an Seite für Würde, Gerechtigkeit und Freiheit. Sie kämpften für einen grundlegenden sozialen Wandel und die lang ersehnte Demokratie, die ein Ende der patriarchalischen Bevormundung herbeiführen würde.
Doch der Traum dieser scheinbar untrennbaren Verbindung von Demokratie und Frauenrechten war schnell ausgeträumt. Die heutige Bilanz sieht düster aus. Die Situation von Frauen hat sich keineswegs verbessert. Die islamistischen Kräfte, die in den meisten Ländern des arabischen Frühlings an die Macht kamen, brachten einen reaktionären, rückwärtsgerichteten politischen und gesellschaftlichen Wandel mit.
Diese negativen Entwicklungen sind an vielen Frauen in der arabischen Welt nicht unbeachtet vorbeigegangen. Viele wollten die Chance des Aufbruchs und den kleinen Raum für freie Meinungsäußerung dennoch nicht verstreichen lassen. So gründeten vier junge Aktivistinnen im Oktober 2011 die Facebook-Seite „Der Aufstand der arabischen Frauen in der arabischen Welt“ als Plattform für Frauen in der gesamten arabischen Welt, auf der sie frei und ohne Angst ihre persönlichen Erfahrungen mit Unterdrückung und Diskriminierung kundtun und miteinander über die Rechte von Frauen diskutieren konnten.
Durch die Kampagne „Ich unterstütze den Aufstand der Frauen in der arabischen Welt, weil…“ wurden sie weltweit bekannt. Sie forderten Frauen und Männer auf, ein Selbstporträt mit einem persönlichen Statement einzuschicken. Es folgte eine wahre Bilderflut.
Referentin: Dr.in Lina Yassin, Initiativgruppe „Yalla Arabi. Förderung arabischer Kultur und Sprache in Deutschland“, Berlin
Ausstellung: Montag, 21. September 2015 bis Freitag, 2. Oktober 2015
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag, 8 bis 18 Uhr, Samstag, 8 bis 15 Uhr, Sonntag geschlossen
Die Bewegungen des „Arabischen Frühlings“ hatten 2011 die Ablöse der undemokratischen Regime zum Ziel. Vier Jahre danach muss man nicht nur ihr weitgehendes Scheitern feststellen. Heute scheint die nach dem 1. Weltkrieg von den Europäern errichtete staatliche Ordnung zerfallsgefährdet.
Referentin: Dr.in Gudrun Harrer, Nahostexpertin, Leitenden Redakteurin der Zeitung „Der Standard“, Studium der Arabistik, Turkologie, Islamwissenschaften und Politikwissenschaften, Lehrbeauftragte für Moderne Geschichte und Politik des Nahen Ostens an der Universität Wien und an der Diplomatischen Akademie Wien.
Beitrag: EUR 5,-
Die öffentliche Debatte über die Radikalisierung von Jugendlichen rund um die Rekrutierung von IS-KämpferInnen hat auch eine Kehrseite: die zunehmend negative und diskriminierende Haltung gegenüber MuslimInnen aufgrund von Pauschalisierungen.
Im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung mit Impulsreferaten steht zum einen die Anziehungskraft islamistischer Radikalisierung im Mittelpunkt. Welche Handlungsspielräume und Herausforderungen gibt es innerhalb des Islam, speziell auch in Bezug auf Gewaltprävention und die Aufgabe von ErzieherInnen/ReligionslehrerInnen hier in Österreich? Zum anderen werden konkrete Erfahrungen aus der Praxis der Jugendarbeit vor dem Hintergrund islamfeindlicher Pauschalisierungen und ihrer Auswirkungen auf Muslime diskutiert: Eine Vielzahl von Jugendlichen findet sich und ihre Anliegen im öffentlichen Diskurs nicht wieder und ist ganz konkret von Diskriminierung und Ausschluss betroffen. Radikalisierung und Extremismus werden öffentlich nur mehr im Zusammenhang mit dem Islam diskutiert. Die Erfahrung aus der Jugendarbeit zeigt ein anderes Bild und wirft viele Fragen auf.
Impulsreferate und anschließendes Gespräch mit:
Dr. Adel el Sayed, Politikwissenschafter, Mitarbeiter an verschiedenen Instituten der Universität Innsbruck und Aktivist bei der Friedens-, Erneuerungs-, Reformbewegung im arabischen Raum.
Univ.-Prof. Mag. Dr. Zekirija Sejdini, Leiter des Bereichs Islamische Religionspädagogik, Universität Innsbruck
Mag.a Elfriede Oblasser, Jugendzentrum Z6, Innsbruck
Moderation: Dr. Benedikt Sauer, Journalist und Buchautor
Veranstaltet vom Haus der Begegnung und der Initiative Minderheiten Tirol.
Foto: The Uprising of Women in The Arab World/ Yalla Arabi
Im KulturTon am 21. September berichtete Ramona Pohn über die Veranstaltungsreihe. Zum Nachhören ist der Radiobeitrag hier: