“Es ist geschehen, es kann also wieder geschehen”
Primo Levi, Holocaust-Überlebender
Am 27.1.1945 wurde das KZ Auschwitz-Birkenau von der Roten Armee befreit. Das Lager war zu diesem Zeitpunkt bereits weitgehend geräumt. Die Nazis hatten in den Tagen zuvor 60.000 Häftlinge evakuiert und in Todesmärschen Richtung Westen getrieben. Das Lager Auschwitz-Birkenau war das größte Vernichtungslager während der Zeit des Nationalsozialismus, mehr als 1,3 Millionen Menschen aus ganz Europa wurden dorthin deportiert. Geschätzte 1,1 Millionen von ihnen wurden hier ermordet, darunter 1 Million Juden. Etwa 900.000 der Deportierten wurden direkt nach ihrer Ankunft in den Gaskammern ermordet oder erschossen. Weitere 200.000 Menschen kamen durch Krankheit, Unterernährung, schwerste Misshandlungen, medizinische Versuche oder spätere Vergasung um.
Im November 2005 hat die Generalversammlung der UNO den 27. Jänner zum Internationalen Holocaust-Gedenktag erklärt.
Freirad bringt dazu heute eine Reihe von Sondersendungen:
08:30 bis 09:00 Uhr
Primo Levi. Sprache und Überleben. Berichte eines Auschwitz-Überlebenden.
Am 21. Oktober hielt Manuela Cosonni, Professorin an der Hebräischen Universität Jerusalem, im Claudiasaal in der Innsbrucker Altstadt einen Vortrag über den italienischen Schrifttsteller und Überlebenden des Nazi-Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau, Primo Levi. Cosonni nahm die Narration Primo Levis in seinen autobiographischen Berichten als Holocaust-Überlebender unter die Lupe.
Eine Veranstaltung des Italien-Zentrums der Universität Innsbruck.
Redakteurin: Sonia Melo, KulturTon, FREIRAD, 30.10.2014
nachhören: cba.media/272366
09:00 bis 10:00 Uhr
Todesmarsch der ungarischen Juden – die Massenmorde in Liebenau
Vor 71 Jahren, im Frühjahr 1944, begann mit der Okkupation Ungarns durch das deutsch Reich die Deportation von Jüdinnen und Juden in die Konzentrationslager, in denen mehr als eine halbe Million Menschen ermordet wurde. 7000 bis 8000 Juden wurden auch durch die Steiermark und Graz getrieben und am 4. April 1945 in Liebenau, Hunderte in der SS-Kaserne Wetzelsdorf umgebracht und in Bombentrichtern verscharrt.“
Am 26. April 2013 fand die erste Gedenkverstaltung zum Todesmarsch der ungarischen Jüdinnen und Juden und dem Massenmord im „Lager V“ in Graz, Liebenau statt. Nun, ein Jahr später lud das SMZ zur zweiten Gedenkveranstaltung. Darum sind die Wortmeldungen auch ein Zeitdokument des Umgangs gegen Ausgrenzung und für die politische Bedeutung der Vergangenheit für Gegenwart und Zukunft.
Eine Gedenkveranstaltung des Sozialmedizinischen Zentrums Liebenau
Redakteur:Walther Moser, Sendereihe: RadioStadt auf Radio Helsinki, Graz, 25.05.2014
nachhören: cba.media/260112
12:00 bis 13:00 Uhr
Fortdauernde seelische Spuren aus der Zeit des Nationalsozialismus
In Beratung und Therapie können immer noch traumatische Züge zur Zeit des Nationalsozialismus auftauchen: Verfolgtsein, Täterschaft, Schuldigwerden durch Mitläufertum und Wegschauen, harte Erfahrungen an der Front, im Bombenkrieg, Flucht und Vertreibung, Vergewaltugungen, allgemeine Desorientierung,…
Viele meinen, mit wachsendem Zeitabstand werde Verleugnetes, Verdrängtes, Verschwiegenes von damals immer weniger wirksam. Oft finden sich jedoch tiefe Spuren in der zweiten und dritten, sogar in der vierten Generation.
Vortrag (leicht gekürzt) von Jürgen Müller-Hohagen (Psychotherapeut in freier Praxis und Leiter des Dachau Institus Psychologie und Pädagogik) bei der Tagung Gestalttage 2014 – ‚Transgenerative Traumata Nationalsozialismus – Seelische Spuren in die Gegenwart‘ am 24. und 25. Jänner 2014 in Innsbruck.
FREIRAD, 12.02.2014
nachhören: cba.media/254178
13:06 bis 14:00 Uhr
“Erschlagt mich, ich verrate nichts!”
Käthe Sasso, 1926 in Wien geboren, war während der Zeit des Austrofaschismus und unter den NS-Regime im politischen Widerstand aktiv.
Am 30. September 2014 erzählte sie in der Spitalskirche in Innsbruck über ihr Leben, das sie dem Gedenken der „Politisch Ermordeten“ widmet.
Käthes Eltern, beide überzeugte Sozialdemokraten, setzen sich gemeinsam mit Gleichgesinnten im Untergrund zur Wehr; auch Käthe wird immer mehr Teil dieses politischen Kampfes. Der Tod ihrer Mutter und die Grausamkeiten der Nationalsozialisten lassen sie schließlich das politische Erbe ihrer Eltern antreten, und so setzt sie die Arbeit bis zur ihrer Verhaftung im Alleingang fort.
Von einem Gestapo-Spitzel denunziert, wird sie am 21. August 1942 wegen Hochverrats angeklagt und verhaftet.
Mit 16 Jahren muss die junge Widerstandskämpferin die unmenschlichen Verhöre der Gestapo durchstehen und miterleben, wie viele ihrer Kameradinnen aus der Widerstandsgruppe hingerichtet werden. Nach langem Aufenthalt in verschiedenen Wiener Gefängnissen wird sie 1944 in das KZ Ravensbrück überführt, wo sie bis zum Todesmarsch nach Bergen-Belsen am 28. April 1945 verbleibt. In der ersten Nacht des Todesmarsches gelingt ihr die Flucht.
Redakteur: Stefan Gritsch, FREIRAD, 30.09.2014
nachhören: cba.media/272914
14:00 bis 16:00 Uhr
9. November 1938 – Auftakt zum Holocaust
Zu Beginn bringt Rainer Bakonyi eine Chronologie der diskriminierenden und schließlich in den Massenmord des Holocaust mündenden Maßnahmen von Staat und Volksgemeinschaft: „NS-Deutschland und die Ermordung der Juden Europas“.
Danach geht Rolf Pohl der Frage nach: Woher kommt diese Brutalität, diese Verrohung, dieser Haß? Was geht in Antisemiten vor sich, bis es so weit kommt? Wie kommt es zu einer solcherart konformistischen Rebellion? Und: Inwiefern ist der Antisemit normal (und möchte es auch sein)?
„Der antisemitische Wahn. Aktuelle Ansätze zur Psychoanalyse einer sozialen Pathologie“… auf den Spuren von Sigmund Freud und Ernst Simmel, von Sartre und Adorno.
Redakteur: Dr. Indoktrinator, Sendereihe: Sachzwang FM auf Querfunk Karlsruhe, 08.11.2013
Die Beiträge mit freundlicher Genehmigung der Verlage aus:
1) „Antisemitismus – die deutsche Normalität. Geschichte und Wirkungsweise des Vernichtungswahns“, ca ira Verlag, Freiburg 2001
2) „Konstellationen des Antisemitismus. Theorie – Forschung – Praxis“, VS Verlag, Wiesbaden 2009
23:00 bis 24:00 Uhr
Ein unsichtbares Denkmal für Anny Wödl
Ein Gang durch den Universitätscampus altes AKH.
Anny Wödl war von 1939 bis 1942 Aushilfskrankenschwester im Militärlazarett im allgemeinen Krankenhaus. Sie hat vergeblich versucht, ihr Kind vor der Nazi-Euthanasie zu retten.
Redakteur: Martin Auer, Sendereihe: Nachttaxi auf orange 94.0, 01.12.2014
nachhören: cba.media/274910