Im kollektiven Gedächtnis sind Jenische und die Kultur der Fahrenden nach wie vor präsent, auch wenn viele von ihnen schon seit Jahrzehnten sesshaft geworden sind. Einerseits sind diskriminierende Bezeichnungen, wie Karrner, Laninger oder Dörcher, sowie Klischees über einen rauen Umgang innerhalb der Gemeinschaft vielen ein Begriff, andererseits wird das Leben der Jenischen romantisiert und Menschen verknüpfen Kindheitserinnerungen mit dem Besuch der Fahrenden in den Dörfern. Mit den realen Lebensbedingungen damals wie heute hat weder das eine noch das andere zu tun.
Früher zogen Jenische in kleinen Familienverbänden durchs Land, um den Sesshaften ihre Arbeitskraft und ihre handwerklichen Fähigkeiten anzubieten. Als Menschen mit einer eigenen Lebensweise, einer eigenen Sprache und eigenständigen kulturellen Traditionen waren sie eine soziokulturelle Minderheit – und sind es bis heute geblieben. Anfang bis Mitte des letzten Jahrhunderts wurden bereits viele Jenische gezwungen, sesshaft zu werden. Aus Angst vor Diskriminierung änderten sogar einige ihre Familiennamen und verschwiegen ihre Herkunftsgeschichte.
Auch wenn die Jenischen als Messerschleifer, Korbflechter oder Besenbinder älteren MitbürgerInnen lebhaft in Erinnerung geblieben sind, geraten die jenische Sprache und die kulturellen Traditionen zunehmend in Vergessenheit – ein verlorenes kulturelles Erbe, ein unsichtbares Stück Tiroler Vergangenheit.
Der zweite Jenische Kulturtag wendet sich gegen das Vergessen und tritt für eine Sichtbarmachung der Jenischen Kultur und damit auch für eine Sichtbarmachung des Beitrags der Jenischen zur Tiroler Geschichte ein. In Erzählungen und Gesprächen über damals und heute wird Klischees und Romantisierung entgegengetreten und ein realistisches Bild einer vergessenen und verschwiegenen Lebensweise gezeichnet.
Moderation:
Michael Haupt und Sonja Prieth
Eine Veranstaltung der Initiative Minderheiten Tirol.
Eintritt frei!
Programm: